Familienpools als Lösungsweg zur Öffnung des Gesellschafterkreises

Madleen Buchar und Isabel Wessel – Gründungsmitglieder der PETER MAY Family Office Service – im Gespräch über die Rolle von Investorenpools aus Unternehmerfamilien für die Beteiligung an Familienunternehmen.

Madleen Buchar und Isabel Wessel

 

Madleen Buchar: Im Rahmen der Inhaberstrategie gilt es in regelmäßigen Abständen eine gemeinsame  Positionsbestimmung zu erarbeiten. Unterschiedliche Rollen führen zuweilen zu unterschiedlichen Positionen, die ein Familienunternehmen paralysieren können. Es stellt sich unter dem Stichwort ‚best owner‘ in der Folge zunehmend die Frage, ob gegebenenfalls die Gesellschafterstruktur angepasst werden sollte. Diese Entwicklung hat mehrere Gründe und liegt unter anderem daran, dass sich das Rollenverständnis der Familienmitglieder als Gesellschafter an einem Familienunternehmen über die vergangenen Jahrzehnte verändert hat. Mit zunehmender Anzahl der Familienmitglieder und Familienzweige ist auch die Verteilung der Anteile pro Familienmitglied häufig deutlich kleiner geworden. Hinzu kommen noch unterschiedliche Interessen und berufliche Neigungen der Angehörigen, die zu der Frage führen, ob sich einzelne Familienmitglieder als geeignete Gesellschafter für das Familienunternehmen identifizieren.

Isabel Wessel: Die Begrenztheit sinnvoller operativer Funktionen im Unternehmen einerseits und die von Madleen beschriebenen unterschiedlichen Interessen andererseits teilen die Gesellschafter zunächst in Bezug auf das Familienunternehmen in eher aktive und eher weniger aktive Gesellschafter auf. Die weniger aktiven Gesellschafter befinden sich damit insbesondere in einer kapitalgebenden Rolle, was wiederum zu einer reduzierten emotionalen Bindung zum Unternehmen selbst und einer verstärkten Fokussierung auf die Rendite des Unternehmens führt. Der direkte Vergleich mit Vermögensanlagen außerhalb des Familienunternehmens, die im Einzelfall rentabler sein können, kann der Auslöser für einen Verkauf von Gesellschafteranteilen sein und somit zu einer Neusortierung des Gesellschafterkreises führen.

Madleen Buchar: Letztendlich stellt sich dann die Frage, ob und nach welchen Regeln der Gesellschafterkreis für Gesellschafter außerhalb der Familie geöffnet werden kann und wie ein geeigneter Gesellschafter aussehen kann. Denkbar sind strategische Investoren mit vorrangig geschäftsmodellbezogener Motivation sowie professionelle Beteiligungsgesellschaften über Private Equity Modelle. Sowohl strategische Investoren als auch Private Equity Beteiligungsgesellschaften tragen in den allermeisten Fällen durch ihr aktives Handeln und ihre Fähigkeit zu einer nachhaltigen Stabilität des Familienunternehmens in einer Welt mit sich schneller als früher verändernden Rahmenbedingungen bei, da sie Anpassungsprozesse frühzeitig adaptieren und professionell umzusetzen verstehen.

Isabel Wessel: In Situationen eines hohen Kapitalbedarfes zum Erwerb einer Beteiligung am Familienunternehmen oder der Zielstellung, die Kontrollrechte sehr stark in der Familie zu belassen, etabliert sich zudem vermehrt das Instrument von Investmentclubs oder Investorenpools. Hier werden unterschiedliche (Familien-) Investoren in einem Pool zusammengeführt, der sich über ein Beteiligungsvehikel an einem Familienunternehmen beteiligt. Dies bewährt sich zunehmend in der Orchestrierung von vermögenden Unternehmerfamilien, die an einer aktiven Teilnahme an strategischen Entscheidungen in einem anderen Unternehmen eher weniger Interesse haben. Hier steht die Vermögensanlage und Vermögensstreuung im Vordergrund und so bietet sich außerhalb öffentlicher Kapitalmärkte die Möglichkeit, sich an einzelnen starken Familienunternehmen zu beteiligen.

Madleen Buchar: Hier können wir als PMFOS einen Beitrag leisten. Aus unserem täglichen Dialog haben wir viele Berührungspunkte mit Mitgliedern aus Unternehmerfamilien. Wir führen investitionsbereite Familien und Unternehmerfamilien, die genau diese Familien als Investoren suchen, zusammen. Wir sehen den Trend, dass veräußernde Familien Teile ihres Liquiditätszuwachses aus ihrem eigenen Veräußerungsprozess häufig mit anderen Familien in Investorenpools anlegen, um ihr Vermögen breiter zu diversifizieren mit dem Ziel der Vermögenssicherung und Stabilisierung von Dividendenströmen durch Kapitalstreuung.

 

Isabel Wessel: Investorenpools sehen wir auch als geeignetes Mittel eines Investments in börsennotierte Unternehmen, indem größere Pakete außerbörslich von Großinvestoren erworben werden und dann durch einen Poolführer an Poolmitglieder verteilt werden. Der Vorteil dabei gegenüber einem direkten Erwerb über die Börse für eine Familie ist unter anderem, dass sie gebündelt mit anderen Familien Einfluss ausüben und sich in einem vertrauensvollen Umfeld mit den anderen investierten Familien austauschen kann.

Madleen Buchar: Auch für das Familienunternehmen bietet die Aufnahme des Investorenpools Vorteile, da ein Pool aus verschiedenen Investoren auch bei der Schaffung von Professionalität unterstützen kann. In einem Investorenpool gibt es üblicherweise einen dominierenden Ankerinvestor oder aber eine stark fachkundige Person aus der betreffenden Branche, die als Vertreter des Pools ernannt wird und über eine aktive Aufsichtsrats- oder Beiratsrolle Kontrolle ausübt. Die Freiheitsgrade sind groß und damit individuell entsprechend den jeweiligen Investoren als auch der Familie gestaltbar. Die Grundvoraussetzung zur Einbindung eines Investorenpools ist aber zwingend ein professionelles Reporting und die Schaffung von Transparenz. Dieses Reporting unterscheidet sich in den Anforderungen nicht zwischen den Investorengruppen, bekommt mit der gestiegenen Anzahl an partizipierenden Personen in einem Investorenpool jedoch eine noch eine größere Bedeutung.

Isabel Wessel: Wir unterstützen den Investorenpool dabei sich professionell aufzustellen, im laufenden Controlling seiner Investitionen, gerade in Familienunternehmen, die nicht am Kapitalmarkt notiert werden. Wir bereiten die laufende Berichterstattung strategisch und transparent auf und bieten den Familien im Investorenpool eine Informations- und Entscheidungsgrundlage über ihre Beteiligung. Gleichfalls wiederum unterstützen wir bei der Formulierung eines internen Marktes, um Anteile auch ein Stück weit fungibel zu machen, hier bieten sich viele Gestaltungsmöglichkeiten.