Strategischer Wertbeitrag durch Familieninvestoren

Die Bereitstellung von Beteiligungskapital über Investorenfamilien durch ihre Family Offices, Familienholdings oder Stiftungen als Investor für andere Familienunternehmen hat in den vergangenen 5 bis 10 Jahren deutlich an Relevanz gewonnen.

 

Investorenfamilien gehen dabei ganz unterschiedliche Wege. Manche schaffen eigene Personalstrukturen, manche bedienen sich spezialisierter Kooperationspartner, die bei der Strukturierung, aber auch im Management ausgewählter Beteiligungen, mit den Familieninvestoren zusammenarbeiten, so wie z.B. E3X. Silke Krüger und Jörg Hueber haben sich mit den Gründungspartnern von E3X, Martin Mix und Jan-Felix Stolz, ausgetauscht. Im Gespräch geht es u.a. um das Verständnis von Unternehmertum, das Selbstverständnis von E3X und den eigenen Wertbeitrag, die Zusammenarbeit mit der Kühne Holding im Rahmen ihrer ersten Partnerschaft und die Annäherung von Family Equity und Private Equity.

 

Jörg Hueber: Lieber Jan-Felix Stolz, lieber Martin Mix, stellt Euch doch kurz vor und beschreibt, mit welchen Gedanken Ihr E3X aufgebaut und etabliert habt?

Martin Mix: Mit E3X setzen wir, gemeinsam mit unseren Co-Investoren, unternehmerische Direktinvestitionen um. Ich komme aus einer sehr unternehmerisch geprägten Familie, und war lange Zeit bei den globalen Private Equity Firmen KKR und EQT als Investor tätig, somit war die Gründung von E3X vor circa 2 Jahren für mich ein sehr logischer Schritt. Meine Karriere hatte ich zuvor, nach Abschluss meines Studiums an der Wirtschaftsuniversität Wien und der HEC Paris, als Investmentbanker bei J.P. Morgan in London begonnen.

Jan-Felix Stolz: Ich bin im Rheinland aufgewachsen und hätte beinahe den Karrierepfad zum Historiker eingeschlagen, hätte ich nicht rechtzeitig mein Interesse am Investieren entdeckt: Erste Berufserfahrungen in einem Familienunternehmen, u.a. in der Finanzabteilung, die die Investitionen der Familie steuerte, brachten mich auf meinen tatsächlichen Karrierepfad. Nach dem Studium an der WHU und London Business School war ich zunächst im Investment Banking bei Goldman Sachs tätig. Von dort wechselte ich in das europäische Private Equity-Team von BC Partners. Bei BC Partners habe ich v.a. Investitionen mit Pharmabezug sowie im deutschsprachigen Raum begleitet, z.B. das gemeinschaftliche Investment mit der Vacchi Familie in IMA, einem der führenden Hersteller pharmazeutischer Anlagen. Meine letzte berufliche Station vor der Gründung von E3X war bei EQT, die mich angeworben hatten, um eine neue Strategie innerhalb der EQT-Plattform mit aufzubauen. So haben Martin und ich uns kennengelernt und schließlich E3X gegründet.

Martin Mix: Jan-Felix und ich sehen beide große Investmentchancen für flexibles langfristiges Kapital in Europa und haben Spaß daran diese Chancen anzugehen.

Jan-Felix Stolz: E3X ist eine Investmentfirma mit großer Flexibilität und Offenheit, gute, erfolgreiche Partnerschaften zu gestalten. Wir investieren dabei unser eigenes Kapital und kombinieren dies mit dem unserer Konsortialpartner in einzelnen Investitionen. Wichtiger noch als das eigene Kapital, bringt E3X Expertise in die Partnerschaften ein, die wir während unserer Karrieren in großen, sehr professionellen Investmentorganisationen gesammelt haben, als auch bei der erfolgreichen Umsetzung der ersten großen Familienkapitalinvestition mit E3X. Diese Expertise stellen wir sowohl unseren Konsortialpartnern als auch den Managementteams der Beteiligungen zur Verfügung Konkret heißt das, wir leiten den gesamten Investmentzyklus, von Investitionsauswahl, -prüfung, -strukturierung, -verhandlung bis zu anschließender Wertsteigerung und Betreuung der Investitionen. Wir arbeiten in diversen Konstellationen eng mit Unternehmern zusammen, haben dadurch ein tiefes Verständnis von Family Office-Belangen und können als Ratgeber durch die Herausforderungen privater Direktinvestitionen navigieren.

Martin Mix: Für die Beteiligungsunternehmen ist E3X oft ein Brückenbauer. Wir sind selbst Unternehmer, als Gründer von E3X, und Investoren. Daher können wir verschiedene Perspektiven verstehen und kombinieren. Gleichzeitig sind wir ein aktiver Sparringspartner für Managementteams und können unsere Erfahrung aus professioneller Wertschaffung im Private Equity-Umfeld zur Verfügung stellen.

Silke Krüger: Ihr seid es ‚auch‘ aus Euren vorherigen Tätigkeiten gewohnt, unternehmerische Entscheidungen zu treffen und aktive Verantwortung für das Beteiligungskapital von Investoren auszuüben. Was hat sich mit der Gründung von E3X grundlegend für Euch verändert, worin bestanden und bestehen die wesentlichen Herausforderungen Eurer Neugründung, denken wir an die administrativen Vorteile einer größeren Organisation, die Strukturiertheit von Arbeitsabläufen, aber auch die Etablierung von E3X als Marke, und den Zugang zu Investoren?

Martin Mix: Wir hatten einen sehr guten Start mit E3X. Natürlich muss man sich etwas mehr mit administrativen Hürden beschäftigen, und viele Prozesse neu aufbauen, z.B. die Weiterentwicklung unseres Teams oder standardisierte Unterlagen und Bewertungsmodelle. Gleichzeitig ist gerade dies einer der spannenden Aspekte am Unternehmertum und gibt uns auch die Chance vieles besser und digitaler zu machen. Der fundamentale Unterschied ist, wir denken wie Eigentümer. Wir nennen das „Ownership Mentality“ und dadurch arbeiten wir mit noch größerer Energie und Fokus als bisher.

Jan-Felix Stolz: Wir sehen uns als Unternehmer für Unternehmer und Unternehmen. Das unterscheidet uns von großen Investmentorganisationen. Für unsere Partner auf Konsortial- und Managementseite, aber auch für Unternehmensverkäufer in Transaktionen, bedeutet dies: Klare Ansprechpartner und Entscheider auf unserer Seite. Wir können extrem schnell sein, wie wir im Rahmen des Aenova-Investments (siehe nachstehend) gezeigt haben, und unbürokratisch agieren.

Martin Mix: Wichtig ist uns aber auch, dass wir Professionalität in einem kleinen Team leben. Wir schlagen die Brücke zwischen Unternehmerischem und der Professionalität größerer Organisationen. Professionelle Abläufe kennen wir aus unseren langjährigen Erfahrungen bei etablierten Firmen. Dieses Vorgehen haben wir übernommen bzw. auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten. Trotz unserer Agilität und Flexibilität nehmen wir keine leichtfertigen Abkürzungen in der Due Diligence, wenden analytische Rigorosität an und haben einen extrem hohen Anspruch an die Qualität unserer Arbeit.

Jan-Felix Stolz: Wir gehen deutlich fokussierter vor als in großen Organisationen. Wenn wir eine Investitionsmöglichkeit prüfen, dann mit dem vollen Einsatz unseres Teams. Unsere Konsortialpartner und Beteiligungsunternehmen können sich bei uns darauf verlassen, dass eine Beteiligung nicht in den „Mühlen“ eines großen Asset Managers vernachlässigt wird. Wir müssen daher aber auch selektiver vorgehen, prüfen nur Investitionen, die wir für erfolgsversprechend halten und umsetzen möchten. So haben wir uns eine Reputation als zuverlässiger Transaktionspartner aufgebaut.

Martin Mix: Mit der Markenbekanntheit von E3X sind wir natürlich zunächst von null gestartet. Die Partnerschaft mit der Kühne Holding für das Investment in den Pharmaauftragshersteller Aenova im letzten Jahr war für uns ein sehr wichtiger Schritt. Mittlerweile ist E3X im Dialog mit ca. 50 Konsortialpartnern und an die 100 Intermediären (Banker, Berater, Anwälte) zur Generierung von Dealflow. Wir sehen eine große Nachfrage nach attraktiven Direktinvestitionen zusammen mit einem erfahrenen Partner wie E3X, der sich um die professionelle Umsetzung und laufende Betreuung kümmert und mit den Co-Investoren im selben Boot sitzt.

Jörg Hueber: Welche Akzeptanz findet Euer Geschäftsmodell bei Familieninvestoren, bei denen Ihr Euch vorstellt?

Jan-Felix Stolz: Grundsätzlich sehen wir sehr viel Interesse. Private Direktinvestitionen sind ein sehr spezialisiertes Investmentfeld und benötigen in der Umsetzung entsprechende Erfahrung und handwerkliches Können. Oft wird es unterschätzt, wie komplex die Umsetzung solcher Projekte ist. Man kann viele Fehler machen, zum Beispiel im Verhandeln von Kaufverträgen und Gesellschaftervereinbarungen, vor allem in komplexeren Situationen, in denen flexibles Familienkapital aber eine echte Differenzierung zu anderen Käufergruppen hat. Gleiches gilt in der Bewertung von Risiken in der Due Diligence.

Martin Mix: Darüber hinaus bedarf es zur optimalen Wertschaffung in den Unternehmen einer aktiven Begleitung auf Gesellschafterebene, allerdings ohne unnötig in das Geschäft und die Belange des Managementteams einzugreifen. Auch hier ist Erfahrung in der Zusammenarbeit mit verschiedenen Führungsmannschaften sinnvoll, um die richtige Balance zu kennen. Wir bringen genau die relevanten Erfahrungen hierfür mit. Wir haben jeweils mehr als 10 Jahre Erfahrung im Investitionsgeschäft, waren aktiv in Aufsichtsräten und Beiräten von verschiedenen Unternehmen in Industrie, Pharma, und B2B Dienstleistungen, haben Wertschöpfungsprogramme begleitet und zahlreiche Incentivierungskonzepte für Managementteams entwickelt und umgesetzt. Zudem nutzen wir unser Netzwerk an Senior Industrial Advisors, die relevante Branchen- und Managementerfahrung einbringen. Damit haben unsere Beteiligungsunternehmen die Möglichkeit zu einem Austausch über Best-Practices in ihrer Branche und erfahrene Ansprechpartner bei operativen Fragestellungen.

Jan-Felix Stolz: Wir haben das Rollenverständnis eines aktiven Gesellschafters. So können wir auch Konsortialpartnern, die eine solche Rolle nicht ausfüllen möchten oder können, den Zugang zu privaten Direktinvestitionen ermöglichen. Der Aufbau eines spezialisierten Teams lohnt sich oft nicht für alle Familieninvestoren. Gründe hierfür sind häufig die damit verbundenen Kosten und eine ggf. geringe Auslastung des Teams, je nach Investitionszielen und Portfoliogröße. Herausforderungen für Familieninvestoren sind außerdem die langfristige Bindung von Talenten im Investmentteam und Zielkonflikte zwischen Familie und Team, z.B. wenn es um die Langfristigkeit von Investitionen geht.

Martin Mix: Da E3X selber investiert, besteht auch eine Interessensgleichheit zwischen uns und unseren Co-Investoren. Eine Partnerschaft mit spezialisierten Experten wie uns kann also die Brücke schlagen und das Beste aus Family Equity und Private Equity kombinieren.

Jörg Hueber: In enger Zusammenarbeit mit der Kühne Holding AG hat E3X in 2024 eine mehrheitliche Beteiligung an der Aenova Group umgesetzt. Aenova ist eine der weltweit führenden CDMOs (Contract Development and Manufacturing Organizations) in der Pharma- und Gesundheitsindustrie. Mit Hauptsitz in Starnberg bei München und rund 4.000 Mitarbeitern an 14 Produktionsstandorten weltweit ist das Unternehmen ein Full-Service Provider für die Entwicklung, Herstellung und Verpackung von Arzneimitteln für Pharmaunternehmen auf der ganzen Welt und erzielte in 2024 mehr als EUR 800 Mio Umsatz. Als erste namhafte Partnerschaft von E3X umfasst diese Transaktion einen relevanten Beteiligungsumfang sowohl in der mutmaßlichen Transaktionsgrößenordnung, aber auch in den Anforderungen an ein aktives Beteiligungsmanagement. Könnt Ihr etwas dazu berichten, wie es Euch möglich sein wird, ein vergleichbares großes Unternehmen mit internationalen Standorten zu begleiten?

Jan-Felix Stolz: Private Direktinvestments erfordern immer ein aktives Beteiligungsmanagement, schließlich auch aus der Verantwortung heraus, die man als Gesellschafter für das Beteiligungsunternehmen trägt. Man muss hier die richtige Balance finden zwischen Befähigung und Freiraum für das Managementteam einerseits, und dem Mehrwert, den wir als Investor beisteuern können andererseits. Genau das haben wir vor der Gründung von E3X jahrelang in unseren vorherigen Rollen gemacht. Wichtig ist die Etablierung einer professionellen Governance.

Martin Mix: Das gesamte Team von E3X hat internationale Erfahrung, war zuvor in pan-europäischen Teams tätig und hat u.a. Investitionen in Deutschland, der Schweiz, Italien, Großbritannien, Frankreich, Benelux und den nordischen Ländern geprüft und begleitet. Dadurch können wir auch internationale Unternehmen betreuen oder Unternehmen bei ihren Internationalisierungsplänen unterstützen.

Jan-Felix Stolz: Außerdem können wir die besten Aspekte von Family Equity und Private Equity zusammenführen. Hierzu gehört beispielsweise ein Management-Incentive-Programm, das wir für Aenova strukturiert haben und die Elemente klassischer Managementbeteiligungen aus Private Equity mit dem langfristigen Investitionshorizont einer Familienholding kombiniert. So können wir zum Beispiel sicherstellen, dass Family Equity-Beteiligungen im Wettbewerb um Managementtalente attraktiv positioniert sind, und eine Interessengleichrichtung des Managementteams erreichen.

Jörg Hueber: Welche Anforderungen stellt Ihr an Euch selbst und auch an Eure Konsortialpartner, und wie schafft Ihr es, aus einer wertvollen Beteiligung eine noch wertvollere Beteiligung zu machen, z.B. auch im konkreten Fall Aenova?

Martin Mix: Wir wenden eine umfangreiche „Toolbox“ von strategischen und operativen Wertschöpfungsmaßnahmen an, die wir bei KKR, EQT und BC Partners, kennengelernt und umgesetzt haben. Wertschaffung beginnt für uns schon in der Due Diligence. Mit unserem Netzwerk an Senior Industrial Advisors können wir auf häufig jahrzehntelange Industrieerfahrung zurückgreifen und damit Geschäftspläne prüfen und Wertpotenziale identifizieren. Für Aenova hatten wir beispielsweise während der Due Diligence ein Industrial Advisor Team zusammengestellt, das durch frühere operative Erfahrungen als Kunden, Wettbewerber und im Zielunternehmen selbst wertvolle Perspektiven ermöglichte.

Jan-Felix Stolz: In der eigentlichen Transaktion kommt dann unsere M&A Erfahrung zum Tragen. Eine gute Bietertaktik und Verhandlungen auf einem Niveau mit professionellen und erfahrenen Verkäufern reduzieren Risiken. Wir haben ein starkes Netzwerk an Beratern und Intermediären, wodurch wir zielgerichtet die passenden Berater hinzuziehen können und eine gute Informationsbasis um das Zielunternehmen herum aufbauen können. Zudem bringen wir Kapitalmarkt-Expertise mit, und können also Finanzierungsstruktur und -konditionen für das jeweilige Unternehmen optimieren. Für Aenova konnten wir Kreditkonditionen am Markt durchsetzen, die gleichwertig und z.T. besser sind zu denen, die globale Private Equity Häuser erzielen, bei geringeren Finanzierungskosten.

Martin Mix: Während der Eigentümerschaft sind wir Sparringspartner für das Management, z.B. als Partner bei strategischen Fragestellungen und dem Bereitstellen der Erkenntnisse aus unserer Due Diligence. Zusammen mit dem Management und der Expertise unserer Senior Industrial Advisors entwickeln wir klare Pläne für Wertsteigerung, zuerst einen 100-Tage Plan und dann einen s.g. „Full Potential Plan“. Diese beinhalten u.a. Wachstumsinitiativen, Organisationsstruktur, Pricing, Incentivierung, Kostenverbesserungen, oder Working Capital Reduzierung. Diese Werkzeuge werden auf die jeweilige Beteiligung angepasst, sind also nicht als reine Schablonen zu verstehen. Sofern Zukäufe sinnvoll sind, können wir die M&A-Ziele des Beteiligungsunternehmens unterstützen, u.a. durch die Identifikation von Übernahmekandidaten über unser Netzwerk und die Begleitung bzw. Umsetzung der M&A Transaktionen. Und wenn auch nicht jedes Investment wieder veräußert werden muss, können wir einen geplanten Verkauf professionell vorbereiten und durchführen.

Jörg Hueber: Wie steht es um die übliche Dauer Eurer Beteiligungen? Ist Eure Beteiligungsdauer an eine operative oder finanzielle Zielstellung etwa der Rentabilität gebunden oder liegt die Stetigkeit und Langfristigkeit einer Beteiligung im Mittelpunkt Eurer übergeordneten Strategie?

Jan-Felix Stolz: Der Vorteil des E3X-Ansatzes ist unsere Flexibilität, die Haltedauer primär auf das Geschäftsmodel und die Situation des Beteiligungsunternehmens abstellen zu können. Stetigkeit und Langfristigkeit können wertschaffend sein, u.a. im Hinblick auf die Weitsichtigkeit von strategischen Entscheidungen. Zum Beispiel dauert es im CDMO-Markt aufgrund der hohen regulatorischen Hürden zum Teil einige Jahre, bis ein neu gewonnener Kunde in der G&V sichtbar wird. Daher ist hier ein langfristiger Blick notwendig, wenn es um Investitionsentscheidungen im Unternehmen geht.

Martin Mix: Auf der anderen Seite, wenn ein Unternehmen nur einen temporären Partner sucht, z.B. für eine maßgebliche Transformation, können wir dies auch abbilden. Die jeweilige Beteiligungsdauer ist für uns also kein Selbstzweck, sondern soll die Weiterentwicklung des Beteiligungsunternehmens fördern und damit nachhaltig gute Renditen mit einem ausgewogenen Rendite-Risiko-Profil ermöglichen.

Silke Krüger: Wenn Ihr die Rolle eines Beteiligungsmanagers in einem Fonds mit einer Deal-by-Deal-Struktur vergleicht, in welcher Struktur liegen aus Eurer Sicht die Vorteile für Familieninvestoren?

Martin Mix: Beide Modelle haben ihre Berechtigung und unterschiedliche Vorteile, je nach Eigenschaften und Präferenzen eines Familieninvestors. Vorteil von Investitionen über Beteiligungsfonds ist die Reife der Private Equity Industrie mit zahlreichen etablierten Firmen. Das macht ein Investment einfacher als eine Direktbeteiligung. Außerdem ist der Aufwand für die laufende Betreuung des Investments sehr überschaubar und man kann sich mit relativ geringeren Investitionssummen engagieren.

Jan-Felix Stolz: Für Deal-by-Deal-Strukturen spricht, dass Familien oder andere Investoren ihre Investitionsentscheidung im Einzelfall treffen können, mit Zugang zu umfangreichen Informationen über die mögliche Beteiligung. Das erlaubt eine bessere Steuerung des eigenen Portfolios. Zugang zu guten Co-Investments bei etablierten Fonds sind für Familieninvestoren oft nicht verfügbar, da dort häufig große Staatsfonds und Pensionskassen die A-Kunden sind und präferierten Zugang zu den besten Co-Investitionsmöglichkeiten erhalten. Die größere Flexibilität in Investmentgestaltung von Deal-by-Deal-Strukturen erlaubt außerdem, die Investmentstruktur jedes Investments auf das jeweilige Unternehmen zuzuschneiden, z.B. die Länge der Haltedauer flexibler zu gestalten, wodurch keine unnötigen Zwänge entstehen, die zu Fehlentscheidungen führen könnten. Das höhere Maß an Flexibilität hat weitere Vorteile für Familieninvestoren, so können z.B. steuerliche Belange in der Strukturierung des Investments berücksichtigt werden. Üblicherweise investieren die Investmentmanager signifikantes eigenes Kapital in Deal-by-Deal Strukturen, wodurch Familieninvestoren und Investmentmanager „im gleichen Boot sitzen“. Und da sich der Manager u.a. den laufenden Unterhalt einer Fondsstruktur spart, ist ein Investment auch häufig mit geringeren Kosten verbunden als über einen Fonds. Zusammengefasst haben Deal-by-Deal-Strukturen den Vorteil der direkten Investitionsauswahl, höherer Flexibilität, hohen Alignments mit dem Investmentmanager und geringerer Kosten. Das erklärt das steigende Interesse auf Investorenseite für diesen Weg zu privaten Beteiligungen.

Jörg Hueber: Welchen übergeordneten Blick habt Ihr auf die Entwicklung der Relevanz von Family Equity-Investoren?

Martin Mix: Wir sehen eine wachsende Anzahl von Familieninvestoren mit eigenen Strukturen und Interesse an unternehmerischen Direktinvestitionen. Familieninvestoren suchen nach Alternativen, die eine bessere Investitionsauswahl, mehr Flexibilität und Berücksichtigung der Familieninteressen bieten und dies zu günstigeren Gebühren. Gleichzeitig trauen sie sich mit ihrem unternehmerischen Selbstverständnis zu, Direktbeteiligungen auch unmittelbarer zu halten.

Jan-Felix Stolz: Auch der Generationswechsel in Unternehmerfamilien und das wachsende Interesse und die Offenheit der jüngeren Generationen für unternehmerisches Engagement, neben dem Familien(kern-)unternehmen, führt zu wachsender Nachfrage nach direkten Beteiligungsmöglichkeiten an anderen Familienunternehmen. Auch die PETER MAY-Organisation trägt unmittelbar zu dieser Entwicklung bei, indem sie als neutrale und professionelle Instanz Investorenfamilien und Familienunternehmen vertraulich und kompetent verbindet und damit private Direktbeteiligungen ermöglicht.

Silke Krüger: Wir beobachten in Teilbereichen eine wachsende Konvergenz aus Private Equity und Family Equity einerseits in der Zusammenarbeit bei Unternehmensbeteiligungen in Investorenkonsortien, aber auch in der Durchlässigkeit personeller Transfers von erfahrenden Private Equity-Managern in die Eigenständigkeit oder in neue funktionale Rollen etwa für Familieninvestoren. Teilt Ihr diese Beobachtungen und entsteht dadurch für Euer spezialisiertes Geschäftsmodell wachsender Wettbewerb?

Jan-Felix Stolz: Die Konvergenz ist klares Zeichen für die zunehmende Professionalität auf der Family Equity-Seite, insbesondere, wenn sich Family Equity mit Private Equity in Konsortien zusammenschließt. Die personellen Wechsel zeigen aber auch die Herausforderungen, vor denen das klassische Private Equity-Model heute steht. Dazu zählt ein hoher Bestand in Alt-Portfolien, u.a. da manche etablierte Fondsgesellschaften den Fokus mehr auf Fondsgröße als auf Qualität der einzelnen Investments gelegt haben. Veräußerungsprobleme aufgrund hoher Einstiegsbewertungen und eine Marktbereinigung nach dem Ende der historischen Niedrigzinsphase sind weitere Hürden.

Martin Mix: Family Equity kann die Rückbesinnung auf solides Investieren mit unternehmerischer Perspektive sein, ähnlich dem ursprünglichen Konzept von Private Equity. Da ist es verständlich, dass sich erfahrende Private Equity-Manager zu Family Equity hingezogen fühlen. In Europa sehen wir großes Potenzial. Ein wachsendes Ökosystem sollte deshalb vorteilhaft für alle Akteure sein.

Silke Krüger und Jörg Hueber: Vielen Dank für Eure Zeit und unser Gespräch.

 

 

Ihre Ansprechpartner

Martin Mix ist Mitgründer und Managing Partner von E3X und bringt über ein Jahrzehnt wertvolle Erfahrung aus führenden Positionen im Private Equity-Bereich mit. Vor der Gründung von E3X Partners arbeitete Martin bei KKR und EQT in London und München und begann seine Karriere im Investmentbanking von J.P. Morgan.

Jan-Felix Stolz iist Mitgründer und Managing Partner von E3X. Mit umfassender Erfahrung im Private Equity- -Bereich hatte Jan-Felix Schlüsselpositionen bei BC Partners und EQT in Hamburg und München inne. Seine Karriere begann im Investmentbanking von Goldman Sachs.

Silke Krüger iist unabhängige Expertin für Eigenkapitaltransaktion in Familienunternehmen und bei der Begleitung und Umsetzung der Öffnung des Gesellschafterkreises für Family Equity Investoren beratend aktiv. Vor ihrer Tätigkeit in der PETER MAY-Gruppe ist Silke Krüger 15 Jahre in Leitungsfunktionen innerhalb der Vermögensverwaltung und des Investment Bankings in Hamburg, Frankfurt, London und New York der Berenberg Bank tätig gewesen, wechselte für weitere 3 Jahre in der Position des Managing Director als Head of Large & Mid Cap Corporate Advisory Deutschland und Österreich sowie als Mitglied des Executive Commitees Corporate und Institutional Banking zu BNP Paribas. Hier etablierte Silke Krüger u.a. die strategische Investment Banking Beratung für Familien-unternehmen, Family Offices und börsennotierte Unternehmen. Kontakt s.krueger@petermay-extern.com

Jörg Hueber ist geschäftsführender Gesellschafter in der PETER MAY-Gruppe und verantwortet den Geschäftsbereich Family Equity Consulting, der sich vorrangig mit der Bereitstellung von Familienkapital durch Family Offices, Stiftungen und familien-geprägte Beteiligungsholdings für Familienunternehmen und Inhaberfamilien befasst. Vor seiner Tätigkeit in der PETER MAY-Gruppe ist Jörg Hueber mehr als 20 Jahre in international führenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaften (EY, KPMG) und Investmentbanken (UniCredit, Berenberg) tätig gewesen und hat den M&A-Bereich eines börsennotierten Unternehmens (HHLA) verantwortet. Kontakt j.hueber@petermay-fos.com