Die Nutzung von Künstliche Intelligenz ist alternativlos – auch für Familienunternehmen!

KI wird unsere Familienunternehmen in einer Art und Weise transformieren, wie wir es uns nicht hätten vorstellen können. Sie wird neue Geschäftsmodelle hervorbringen, Industrien transformieren und einen enormen Produktivitätsschub auslösen – und das über alle Branchen hinweg. Jetzt liegt es an den Gesellschafterfamilien, dass diese Möglichkeiten konsequent genutzt werden und sie sämtliche Vorteile, die Familienunternehmen haben, um Ängste vor Veränderungen zu nehmen, jetzt ausspielen. Von Dr. Dominik von Au.

Dominik von Au

                            

Die digitale Revolution verändert alles. Der technologische Wandel ist offensichtlich und ist – ungeachtet aller gerechtfertigter oder ungerechtfertigter Bedenken – nicht mehr aufzuhalten. Im Gegenteil, er nimmt gerade angefeuert durch die Möglichkeiten von KI rasant an Fahrt auf und entscheidet wesentlich über die Zukunftsfähigkeit unserer Familienunternehmen mit. KI wird neue Geschäftsmodelle hervorbringen, ganze Industrien transformieren und vor allem wird sie in den bestehenden Industrien einen enormen Produktivitätsschub auslösen. Die mit Hilfe von KI generierbaren Effizienzgewinne werden gigantisch sein.

Wenn wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer Familienunternehmen am teuren Standort Deutschland, mit seinen Energiekosten, seiner Abgabenlast und seinen hohen Lohnkosten, erhalten wollen, bleibt uns gar nichts anderes übrig, als radikal zu digitalisieren und alle sich bietenden Effizienzgewinne umzusetzen. Die Zeit, auf bessere Rahmenbedingungen zu warten, haben auch seit Generationen bestehende Familienunternehmen nicht.

Sicher ist jetzt schon, dass die Bereiche Marketing und Vertrieb, Produkt- und Serviceentwicklung sowie Serviceabläufe, Kundenbetreuung und Back-Office-Support durch KI transformiert werden. Aber das ist nur der Anfang. Das Potential ist enorm.

Als Mitglied im Aufsichtsrat eines besonders innovationsfreudigen Familienunternehmens, das trotz oder wegen seines fast 100-jährigen Bestehens eine starke Umsetzungskraft besitzt, erlebe ich aktuell, wie vielfältig die Möglichkeiten sind, wenn man sich als Inhaberfamilie dazu bekennt, KI schnell und umfassend im Unternehmen einzusetzen. Aber ich sehe auch viele Familienunternehmen, die das (noch) nicht tun.

Natürlich gibt es Risiken, Gefahren und leicht vorstellbare Fehlentwicklungen. Eine große Angst vieler ist unter anderem, dass mittels KI zu viele Stellen im Familienunternehmen in zu kurzer Zeit verändert werden, dass der Mensch überflüssig wird. Letztere Sorge teile ich ganz und gar nicht.

Denn (Familien-)Unternehmen sind Organismen, in denen es immer auch um den Menschen und um seine Beziehungen geht. Ja, KI wird die Art des Wirtschaftens verändern. Aber KI ganz für sich genommen wird nicht über langfristigen unternehmerischen Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Die Mitarbeitenden, die Qualität ihrer Beziehungen und die Art ihrer Kommunikation sind und bleiben zentrale Erfolgsfaktoren.

Fakt ist aber auch, dass wir unsere Arbeit immer stärker im digitalen Bereich verrichten werden und immer mehr Mitarbeitende virtuell miteinander kommunizieren und zusammenarbeiten werden. Dieser Zug fährt längst. Und er nimmt an Geschwindigkeit auf. Es wird für Familienunternehmen überlebenswichtig sein, die immer differenzierter einsetzbaren Tools für digitale Kommunikation intelligent zu nutzen. Damit nicht nur viele Worte gewechselt, sondern mehrwertstiftende Gespräche stattfinden. Denn die menschliche Zugehörigkeit motiviert uns, Dinge zu tun.

Doch eine solche Zugehörigkeit wird in der digitalen Sphäre aber nur schwer erreicht. Die Vielzahl an Scheinbeziehungen, die wir im digitalen Raum unterhalten, ermüdet. Zukunftsforscher Matthias Horx hat prognostiziert, dass eine Art »digitale Revision« einsetzt, während derer wir den Wert echter Beziehungen wieder erkennen und begreifen, was den Menschen jenseits der Algorithmen ausmacht. »Zukunft gelingt, wenn Beziehungen gelingen«, so Horx.

Und genau hier liegt eine Chance für unsere Familienunternehmen. Denn die Guten unter ihnen waren schon immer vertrauensstiftende „Beziehungsmanager“. Wir kennen sie alle: Unternehmer:innen, die in ihrem unmittelbaren Wirkungskreis bauen, spenden, (an-)stiften, organisieren, fördern und flexibel auf verändernde Lebensumstände ihrer Mitarbeitenden reagieren. Unternehmer:innen, die sich schlichtweg kümmern.

In modernen Leadership-Bibeln wird immer „mehr Empathie“ eingefordert. Die Botschaft ist klar: Nehmt eure Mitarbeitende wahr! Nehmt ihre Bedürfnisse ernst!

Es wird so getan, als seien „soziale Kompetenzen“ etwas, das Wissenschaftler erst vor wenigen Jahren entdeckt haben. Dabei, so mein Eindruck, war das bei den meisten Familienunternehmen doch schon immer so. Anstand und Fürsorge sind in ihrer DNA verankert. Nur sprechen sie leider immer noch zu wenig darüber. Was seit Generationen immer schon gelebt wurde, gilt es in unserer digitalen Arbeitswelt deutlich klarer zu formulieren, zu artikulieren und proaktiv nach draußen zu tragen. Doch das fällt vielen Familienunternehmen schwer.

Eine sehr bewährte Möglichkeit, die immer schon gelebte oder durch die Entwicklung der „Next zur Now Gen“ noch stärker in den Fokus gerückte soziale, gesellschaftliche und ökologische Verantwortung in Worte zu fassen, ist die Erarbeitung einer Inhaberstrategie im (aktuellen und künftigen) Gesellschafterkreis. Verschriftlicht in einer State-of-the-Art Familienverfassung. Hierin wird unter anderem der Wertekanon, der das Handeln des Familienunternehmens jetzt und in Zukunft prägt, klar definiert. Es werden unternehmerische Leitplanken gesetzt, innerhalb derer das Familienunternehmen verantwortungsvoll, sicher und profitabel in die Zukunft geführt werden soll. Es wird die notwendige Governance für das Morgen gesetzt. In einer Familienverfassung – so zumindest mein persönlicher Anspruch – definiert und artikuliert die Inhaberfamilie ihre Haltung zu den zentralen strukturellen, strategischen und familiär-persönlichen Fragen unserer Zeit! Oft hält sie dabei auch ihre Haltung zur ökologischen, sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung, Diversität, Nachhaltigkeit sowie auch zur Nutzung von Zukunftstechnologien fest.

Ich erlebe in meinen Mandaten einige inspirierende Beispiele dafür, wie NextGen-Familienunternehmerinnen und -unternehmer eine solche klare Haltung zeigen und auch in einer immer virtuelleren Welt sichtbar echte Familienunternehmer:innen bleiben. Wissend, dass sie den Herausforderungen von morgen nicht alleine erfolgreich begegnen können, sehen sie ihre Rolle auch darin, Mitarbeitende, Kunden und Stakeholder dazu zu ermuntern mitzugehen, den Prozess der Veränderung mitzugestalten und technologische und ökologische Innovationen hervorzubringen.

Das verlangt viel ‚Relationship Management im virtuellen Raum‘, oder wie die Familienunternehmen sagen würden: viel Kümmern. Und darin waren Familienunternehmen schon immer richtig gut! Denn Familienunternehmen erzeugen echte Bindungen, nicht bloß fragile Zweckgemeinschaften. Sie stehen für Verlässlichkeit. Ein Familienunternehmen ist ein Versprechen, dass jeder, der mitarbeitet, auch dazugehört zur „Unternehmensfamilie“. Familienunternehmer leben und vertreten ihre Werte nach außen.

Und das ist die Grundlage für gelingende Beziehungen und womöglich genau das notwendige Additiv, das die neue KI-dominierte Arbeitswelt braucht, in der technisch alles möglich wird.

Wer die (digitale) Transformation als dauerhaften kontinuierlichen Prozess sieht, mit viel Mut und Pragmatismus, und dabei das „Kümmern“, das Beziehungsmanagement allen voran durch die Gesellschafterfamilie, auch in einer KI-geprägten Arbeitswelt beibehält, ist in der digitalen Zukunft im Vorteil. Ich wünsche es Ihnen! Falls Sie hierzu mit mir im Austausch bleiben möchten, melden Sie sich gerne. Sie erreichen mich persönlich unter D.VONAU@PETERMAY-FBC.COM